06_Draussenkinder

Beispiele und Tipps

Hier stellen wir vor, wie Kindern Freiraum gegeben werden kann. Dies können beispielhafte Initiativen sein, aber auch praktische Tipps oder Anregungen.

 In den letzten Jahrzehnten wurden die Freiräume für Kinder stark eingeengt. Die SpielLandschaft Bremen und das Deutsche Kinderhilfswerk machen in einer Broschüre praxistaugliche Vorschläge, wie Spielräume geschaffen werden können, von Eltern, Kommunen, Vermietern, ErzieherInnen und LehrerInnen.

Ob Wohnungen, Hausflure, der Platz vor der Haustür, der Hof, der Bürgersteig, Brachflächen, alles könnte als Spielfläche genutzt werden. Der selbständig zurückgelegte Schulweg, das Spiel auf einem kindgerechten Spielplatz oder auf dem vielfältig gestalteten Schulhof, überall könnten Kinder eigene stärkende Erfahrungen machen.

Was Erwachsene dazu beitragen können, das zeigt die Broschüre „Spielräume schaffen“, die sie auf folgender Internetseite finden:  SpielLandschaftBremen-Spielräume schaffen

Die in Herne und Bochum tätige Biologische Station Östliches Ruhrgebiet bemüht sich mit ihrem Projekt „Wildnis für Kinder“ um quartiernahe Naturerfahrungsräume im städtischen Ballungsraum.

Die Pilotwildnis „Beiengelände“ in Herne Mitte ist im Juni 2012 gestartet. In Bochum sollen bis 2016 weitere sechs Projektflächen realisiert werden.

Spielen in der Wildnis ...Worum geht es?
Die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet ist eine Einrichtung für Naturschutz in den Großstädten Herne und Bochum. Der wachsenden Naturentfremdung unter Kinder entgegen zu wirken ist eines ihrer Ziele. Dazu entwickelt und gestaltet sie unter dem Begriff „Wildnis für Kinder“ Naturerfahrungsräume für die Altersgruppe der 7-12-Jährigen.

Dort ist ihnen ausdrücklich erlaubt, z.B. einen Ast abzuknicken oder eine Heuschrecke zu fangen. Die Kinder profitieren vielfältig: Abwechslungsreiche Natur bietet in idealer Weise das Wechselspiel zwischen Vertrautem und Neuem für eine gesunde Entwicklung. Völlig beiläufig trainieren sie motorische Fähigkeiten und soziale Kompetenzen.

Wie wurden die Flächen ausgesucht?
Die Flächen sollten maximal 300m von den Wohnquartieren entfernt liegen. Wichtig sind Kernbereiche, in denen sich Kinder unbeobachtet fühlen, und attraktive Strukturen, die Lust auf das Spielen in der Natur machen. Während sich in Herne das „Beiengelände“ direkt neben der Biologischen Station aufdrängte, war die Herangehensweise in Bochum sehr systematisch.

Die Biologische Station ermittelte im Rahmen einer stadtweiten Kartierung zunächst 40 in Frage kommenden Areale. Flächem mit Altlasten und ungünstigen Eigentumsverhältnissen wurden aussortiert.  Schließlich wurde für jeden Stadtbezirk eine „Wildnis für Kinder“ definiert.

Wie können „Wildnis für Kinder“-Flächen attraktiv gemacht werden?
– Gestaltungsmaßnahmen: Pflanzungen, Freistellen von Aktionsräumen, Geländemodellierung (Hügel, Mulden, Geländesprünge etc.), Matschbereiche,
– Sicherheitmaßnahmen: Abgrenzung gegen Gefahrenzonen durch Zaunanlagen
– Maßnahmen zur Akzeptanzbildung (bei Eltern, Anwohnern, Hundehaltern, etc.) durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit und einem intensiven Kommunikationsprozess.
– Netzwerkaufbau zum Gewinn von Kooperationspartnern und Multiplikatoren (Schulen, Kindergärten, Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, städtische Stellen u.s.w.)
– Naturerlebnisprogramme, mit denen in der Anfangsphase die Wildnis für Kinder weiter bekannt gemacht wird.

Wie wurden die Kosten finanziert?
Die Sachkosten der bisherigen Projekte finanziert die Nordrhein-Westfalenstiftung „Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Die Kosten für den Personalaufwand der Biologischen Station als Projektträgerin können von der NRW-Stiftung nicht gefördert werden. Zum Teil gelang es, dafür eine zweite Stiftung zu gewinnen.

Aufgaben der Kommune
Es braucht die klare und vertraglich mit dem Projektträger vereinbarte Unterstützung durch die Kommune. Sie ist Eigentümerin der Projektflächen und bleibt verantwortlich für deren Unterhaltung. Dabei ist der Pflegebedarf insgesamt gering, z. B. das Freistellen der Aktionsbereiche von wuchernden Brombeeren.

Die Haftung für die Projektflächen trägt weiterhin die Kommune. Da die Flächen aber ihren Status einer öffentlichen Grünfläche beibehalten können, entstehen keine zusätzlichen Risiken. Neu ist lediglich, dass Naturerfahrung für Kinder Vorrang vor anderen Funktionen hat und mit all seinen Facetten ausdrücklich erlaubt ist.

Patenschaften
Hilfreich sind Patenschaften für die „Wildnis für Kinder“-Flächen, die am leichtesten im Laufe des Kommunikationsprozesses mit Eltern und Anwohnern entstehen. Paten halten die Wildnis für Kinder im Auge und geben beobachtete Störungen weiter.Wildnis für Kinder

Autor:  Jürgen Heuser, Biologische Station Östliches Ruhrgebiet , Wildnis für Kinder

Die Spielleitplanung ist ein Planungsinstrument für Städte und Gemeinden. Ziel ist, den Bewegungsraum für Kinder zu erweitern und sicherer zu machen. Kinder und Jugendliche werden intensiv in den Prozess einbezogen. Die Ergebnisse sind für die Kommune verbindlich.

Kinder werden im Alltag durch viele Hindernisse im öffentlichen Raum, durch den  Straßenverkehr, Verbote oder unsichere Freiflächen, in ihrem Bewegungsbedürfnis eingeschränkt. Die Spielleitplanung wurde durch das Land Rheinland-Pfalz entwickelt, um der Verinselung und Verhäuslichung der Kindheit entgegen zu wirken.

Ziele sind, neue Spielräume zu erschließen, Wege sicherer zu machen und damit den Bewegungsradius der Kinder und Jugendlichen zu vergrößern. Der gesamte Ort wird unter dem Blickwinkel des Spiel-, Erlebens- und Erfahrungsraums für Kinder gesehen.

Bei der Aufstellung eines Spielleitplans wirken Stadtplaner, Mitarbeiter der Kommunen und politische Entscheidungsträger mit sowie die Betroffenen, vor allem Kinder und Jugendliche. Kinder und Jugendliche werden als Experten in ihrem Lebensraum begriffen. Zusammen mit anderen Projektbeteiligten gehen sie ihre täglichen Wege und berichten über Schwierigkeiten und machen Vorschläge zur Abhilfe.

Ein Spielleitplan ist verbindlich für die Kommune. Die Ergebnisse sind bei der zukünftigen Stadtentwicklung zu beachten. Eine Spielleitplanung wurde bereits an vielen Orten durchgeführt.

Hier finden Sie einige Links zu interessanten Seiten:

  • Spielleitplanung auf Wikipedia
  • Beispiel für eine Spielleitplanung in  Dortmund
  • Beispiel für eine Spielleitplanung in Bremen

Vier Straßen im Bremer Stadtteil Schwachhausen werden zeitlich begrenzt zu Spielräumen für Kinder. Einmal in der Woche werden sie für drei Stunden am Nachmittag zwischen April und Oktober gesperrt. „Temporäre Spielstraßen“ waren das Ergebnis einer Spielleitplanung. Die Spielräume werden von Kindern nicht nur aus den gesperrten Straßen genutzt. Auch die Kontakte unter Erwachsenen, Eltern und Nachbarn, intensivierten sich.

Beschreibung des Projekts

Das Projekt „temporäre Spielstraßen“ basiert auf den Ergebnissen der 2010 durchgeführten Spielleitplanung Schwachhausen. Kinder mehrerer Schulklassen waren befragt worden, wo und wie sie in ihrem Stadtteil spielen möchten und welche Verbesserungen sie sich wünschen.

Die beteiligten Kinder votierten dafür, dass in Schwachhausen Spielstraßen eingerichtet werden. Sie wollten die Möglichkeit haben, in den Straßen zu spielen, ohne Gefahr zu laufen von Autos überrollt zu werden. Sie wünschten sich, auf der Straße andere Kinder zu treffen, ohne sich erst verabreden zu müssen.

Für eine Einrichtung von permanenten Spielstraßen fehlten die finanziellen Mittel, z.B. für das Absenken der Bürgersteige. Eine Alternative war die Einrichtung einer „temporären Spielstraße“, wie sie in Frankfurt erfolgreich eingeführt wurde.

Die Umsetzung in Bremen war an zwei Voraussetzungen geknüpft: die betroffenen Anwohner mussten die Idee mehrheitlich unterstützen, und die teilnehmenden Straßen sollten Einbahnstraßen sein. Die Idee wurde durch einen Zeitungsaufruf und mit Hilfe von Plakaten im Stadtteil bekannt gemacht.

Ergebnisse
Drei Straßen wurden von August 2011-Oktober 2011 je einmal pro Woche zwischen 15 und 18 Uhr für den Autoverkehr gesperrt. In dieser Zeit konnten die Kinder dort mit der Bewegungsbaustelle  der  Spiellandschaft Stadt Bremen spielen oder den Platz nutzen zum Fahren mit Fahrrad, Inlinern, Roller oder Bobbycar. Ein Betreuer/eine Betreuerin von Spiellandschaft Stadt war während dieser Zeit vor Ort.

Die Idee ist ein großer Erfolg. Die Kinder waren bei Wind und Wetter draußen. Auch Regen konnte sie nicht schrecken.

Ende 2011 wurden die Anwohner zu ihren Erfahrungen mit dem Projekt befragt. Eine große Mehrheit sprach sich für die Fortführung des Projekts aus. 411 Kinder und 295 Erwachsene nutzten die Straßen zum Spielen und um miteinander in Kontakt zu kommen. Auch viele Kinder aus Nachbarstraßen nutzten das Angebot. Kinder und Eltern schlossen neue Freundschaften. Die große Mehrheit der Befragten gab an, dass sich das Projekt positiv auf die Nachbarschaft ausgewirkt. Viele ältere Anwohner ohne Kinder genossen es, den Kindern beim Spielen zuzusehen und in zwanglosen Kontakt mit Nachbarn zu kommen.

2012 wurde das Projekt ausgeweitet auf vier temporäre Spielstraßen. Diese sind vom April bis Oktober 2012 jeweils einen Nachmittag für drei Stunden zum Spielen freigegeben.

Kosten fallen an für Verkehrsschilder und Straßensperren sowie je nach Aufwand für eine Betreuung.

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Autorin: Tamara Duffner-Hüls

Amt für Soziale Dienste, Sozialzentrum Vahr/Schwachhausen/Horn-Lehe, Initiativberatung, 
Wilhelm-Leuschner-Str. 27, 28329 Bremen, Tel. +49 (0) 421-361-19767, E-Mail tamara.duffner-huels@afsd.bremen.de

in Kooperation mit: Spiellandschaft Stadt e.V. Bremen

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Die Stadt Griesheim – erste bespielbare Stadt Deutschlands

Die südhessische Stadt Griesheim (gut 28.000 EW) betreibt seit dem Jahr 2009 eine umfassende und konsequente Vernetzung und Entwicklung von Spielräumen und Spielwegen. Anlass für die Initiative war die Erkenntnis, dass Orte, an denen sich Kinder aufhalten können durch konkurrierende Nutzungen verschwanden bzw. verinselten. Die Wege zu den Kinderorten waren von Monotonie, parkenden Autos und verschlossenen Grundstücken gekennzeichnet.
Vor diesem Hintergrund fiel 2008 die Entscheidung der Stadt Griesheim, im Verbund mit der Evangelischen Hochschule Darmstadt das Konzept der bespielbaren Stadt unter intensiver Beteiligung von Kindern stadtweit umzusetzen. Seit 2011 signalisieren definitionsoffene Spielobjekte an mehr als 100 Stellen, dass Kinder an den entsprechenden Stellen und Wegen zu erwarten sind. Alle Spielpunkte sind Teil eines ausgedehnten Spielwegenetzes. An viel frequentierten Querungsstellen wurden zwei eigens entwickelte Symbolsteine – der sog. kleine Griesheimer – ins Pflaster eingelassen. Die kleinen Griesheimer leiten die Kinder auf dem Weg zur Schule.

 Straßenbelag definitionsoffen

Durchführung: Kinderbeteiligung von Anfang an!

Alle Kinder der drei Griesheimer Grundschulen markierten an einemStichtag im Jahr 2009 zunächst ihre Wege zur Schule mit Kreide aufs Pflaster. Die Markierungen wurden auf einen Plan übertragen. Mehr als 1000 Kindern wurden befragt, um wertvolle Hinweise über die Wege und Orte  zu sammeln, die Kinder in ihrer Freizeit benutzen bzw. aufsuchen. Zudem wurden bereits installierte Objekte kartiert und vorhandene öffentliche Flächen bewertet. Die Zusammenführung aller Informationen bildete die Grundlage für die Auswahl der Orte der neuen Objekte. Eine weitere Befragung von 850 Kindern über Wahrnehmung und Nutzung der Spielpunkte beendete den Beteiligungsprozess. Die Wahrnehmungsquote der einzelnen Objekte lag zwischen 96% und 25%. Die neue „Möblierung“ fanden gut 74% der Kinder spannend. Dabei nimmt die Zustimmung vom ersten Schuljahr bis zum vierten Schuljahr kontinuierlich ab – ein deutlicher Hinweis auf eine altersspezifische Wirkung.

Alle drei Jahre werden die Kinderwege überprüft und angepasst. Besonderes Augenmerk wird auf die Querungsstellen gelegt, denn die Beachtung des kleinen Griesheimers ist kein Selbstläufer. Polizei und Kindergärten bewerben diese immer wieder aufs Neue.

Steine- definitionsoffen

Engagement mehrfach ausgezeichnet

Dass Griesheim zu den Vorreitern in Sachen kinderfreundliche Verkehrsplanung und Straßenraumgestaltung gehört, spiegelt sich in diversen Auszeichnungen wider. So gehörte Griesheim beim 15. ADAC-Wettbewerb für Städte und Gemeinden in der Kategorie „Schülerverkehr“ zu den Siegerstädten. Beim europäischen Wettbewerb der Stiftung „Lebendige Stadt“ gewann das Konzept 2009 den Hauptpreis. Im selben Jahr wurde Griesheim mit dem Deutschen Spielraumpreis ausgezeichnet. Die Jury lobte u. a. die Konsequenz, mit der der Netzwerkgedanke verfolgt wurde. Sie war vom Gesamtangebot überzeugt, welches auch Anregungspotenzial und Nutzungsmöglichkeiten für Erwachsene und ältere Menschen enthält und hob hervor, dass das Konzept auf einem Beteiligungsverfahren basiert. Im Jahr 2014 belegte die Stadt Griesheim zudem den 2. Platz beim Hessischer Demographiepreis, eine Entscheidung, die sich im Wesentlichen auf die beiden Elemente „bespielbare Stadt“ und „besitzbare Stadt“ stützte.

Und im Frühjahr 2015 wird Petersberg bei Fulda Deutschlands erste bespielbare und besitzbare Gemeinde.

weiterführende Links:

Griesheim- bespielbare Stadt mit vielen Materialien zur Information und zum Runterladen

Bespielbare Stadt- Projekt

Weiterführende Literatur

Meyer, Bernhard (2009): Die bespielbare Stadt. Die Rückeroberung des öffentlichen Raumes. Aachen: Shaker.

Meyer, Bernhard (2009): Perspektivenwechsel und demokratisches Lernen. Aachen: Shaker.

Autor: Prof. Bernhard Meyer

Warum sollen Kinder draußen spielen? Das Bündnis „Recht auf Spiel“ hat dazu zehn Plakatmotive entwickelt. Außerdem wurden anschauliche Texte von verschiedenen Bündnismitgliedern verfasst, die das jeweilige Motto verdeutlichen.

Diese zehn Botschaften sind beim Bündnis Recht auf Spiel als Postkarten, Broschüren und Plakate erhältlich. Bei (kostenloser) Mitgliedschaft im Bündnis können auch günstiger bezogen werden.

http://www.recht-auf-spiel.deUnter diesen Mottos stehen die zehn Botschaften:

Kinder haben ein Recht auf Spielen
Kinder brauchen Freiräume
Manche Dinge lernen Kinder nur ohne Erwachsene
Fallen lernt man nur durch Fallen!
Kinder, die rückwärts balancieren können, können auch rückwärts rechnen!
Spielen überwindet Grenzen
Spielen bildet!
Kein gesundes Aufwachsen ohne Lärmen, Toben, Lachen!
In Deutschland gibt es viermal so viele Autos wie Kinder!
Kinder wollen Spuren hinterlassen!

Warum es gut für Kinder ist, draußen zu spielen, das zeigen die zehn Botschaften des Bündnis Recht auf Spiel kurz und prägnant. Hier ist ein gelungenes Beispiel, wie man sie als Denkanstöße einsetzen kann.

„Das Amt für Kinder und Jugend und Schule der Stadt Mülheim hat beim Spielplatzpatentreffen im März 2012 an alle Spielplatzpaten Postkarten mit zehn „Sinnsprüchen“ zum Thema „Warum Kinder spielen müssen“ verteilt.

Um möglichst vielen Menschen diese Sinnsprüche näher zu bringen, kam mir die Idee ein Mobile zu gestalten. Die Karten sollten von allen Seiten gut lesbar sein und somit in Erinnerung bleiben.

Das Mobile schmückte im Juni 2012 am Spielplatz Trottenburg unser Spielplatzfest und nun meine Waldspielgruppe.“

Autorin: Sabine Fröber
Spielplatzpatin seit 2000 vom Spielplatz Trottenburg in Mülheim an der Ruhr

Mobile: Warum Kinder spielen müssen.

Mobile: Warum Kinder spielen müssen.

Bewegungsräume für ältere Kinder im Stadtteil – ein Leitfaden

Im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojekts im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wurden in zwei Stadtteilen (in München und Göttingen) zusammen mit engagierten Bürger/innen praktische Schritte erprobt, um für ältere Kinder mehr und bessere Bewegungsräume zu schaffen. Ein Leitfaden (s. pdf) fasst die Ergebnisse der bürgernahen Stadtteilentwicklung zusammen und gibt Empfehlungen für Eltern- und Bürgergruppen, wie sie sich in ihrem Stadtteil für bessere Bewegungsbedingungen einsetzen können.

Worum geht es in diesem Leitfaden?
Wer sich als Kind zu wenig bewegt, der ist als Erwachsener erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Ältere Kinder verbringen ihre Freizeit in zunehmendem Maße in der Wohnung bei Fernsehen und Computerspielen. Solche bewegungsarmen Spiele sind ein schlechter Ersatz für Erfahrungen, die Kinder beim realen Spielen machen können. In virtuellen Welten suchen Kinder das Abenteuer, wozu sie häufig in ihrer Lebenswelt keine Gelegenheit mehr haben.

Untersuchungen haben nachgewiesen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der mangelnden Attraktivität des spielerisch nutzbaren Außenraums und der Neigung von Kindern und Jugendlichen, sich vermehrt in Innenräumen aufzuhalten. Ein anregendes Freiraumangebot trägt dazu bei, dass sich Kinder zum Spielen ins Freie begeben.

Im Fokus stehen die Jungen und Mädchen im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Im Unterschied zu den mit Spielplätzen relativ gut versorgten Kleinkindern leiden sie allzu oft unter dem Mangel an geeigneten Spielräumen.

Der vorliegende Leitfaden unterstützt das Anliegen, dass Kinder in ihrem Wohnumfeld spontan bespielbare Freiräume in hinreichender Menge und Qualität vorfinden und nutzen. Er beschreibt, wie das Wohnumfeld bewegungsfreundlicher gemacht werden kann (Änderung der Verhältnisse) und wie ältere Kinder durch spannende Spiele zu mehr eigenständigem, spontanem Bewegen im öffentlichen Raum motiviert werden können (Änderung des Verhaltens).

Es wird auf Fragen, Schwierigkeiten und Handlungsansätze eingegangen, die bei dem Bemühen um bessere Bewegungsbedingungen in Kommunen zu beachten sind. Der Leitfaden ist grob in folgende Teile gegliedert:

  • Konzept: Ausgangssituation, Ziele, Maßnahmen und Kommunikation (Verhältnis- und Verhaltensprävention)
  • Methode: Ermittlung der Eignung von Freiflächen als Spielräume für ältere Kinder (Kriterien und ihre Bewertung)
  • Kommunikation mit Entscheidungsträgern: Fallbeispiele zur Verbesserung der räumlichen Bewegungsbedingungen (nur Verhältnisprävention).

Der Leitfaden ist geeignet, potenzielle Akteure für das Thema zu sensibilisieren und die Bereitschaft zum Handeln zu stärken. Dazu bietet er eine Arbeitshilfe.

Autor: Dr. Hans-Joachim Schemel, Büro für Umweltforschung und Stadtentwicklung

Hier finden Sie einen Link zum Leitfaden Bewegungsräume

Eine Übersicht über die Themen aus dem Leitfaden finden Sie in einem Zeitschriftenartikel hier .

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