Rückblick: Fachtag „Ohne Risiken kein entwicklungsgerechtes Kinderspiel“, 12. September 2024

Draußenspiel ist wichtig für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Da sind sich die Wissenschaftler*innen, Sozialarbeiter*innen, Workshopleitenden und Teilnehmende einig. Unter dem Motto „Ohne Risiken kein entwicklungsgerechtes Kinderspiel“ fanden sich am 12. September 2024 rund 90 Interessierte auf dem Gut Königsmühle zu einem Fachtag zusammen.

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Draußenkinder des ABA-Fachverbands Offene Kinder und Jugendarbeit e.V. hatte ein besonders facettenreiches Programm erarbeitet.

Eingeleitet durch den Vortrag „Wildes und gewagtes Spiel – Warum dosierte Risiken nicht nur die kindliche Risikokompetenz steigern“ des Verhaltensbiologen Dr. Joachim Bensel ging es an diesem Tag besonders um das Konzept des Risky Play. In vier Workshops hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, verschiedene Aspekte des riskanten Spiels und dessen pädagogische Begleitung auszuprobieren, zu diskutieren und mit neuen Erkenntnis aus dem Tag herauszugehen.

Gerahmt wurde der Fachtag von Dr. Christiane Richard-Elsner. Die Autorin und Referentin führte in die Arbeit der Draußenkinder ein, erklärte, warum Draußenspiel so wichtig ist und warum es noch wichtiger ist, dieses aktiv zu fördern.

Risky Play - no risk no fun?

Das Prinzip Risky Play basiert unter anderem auf den Arbeiten der norwegischen Kindheitspädagogin Ellen Sandseter und bezieht sich auf das Spiel mit Risikokonfrontation.

Klettern, Bauen, Werkeln, Toben, das Spiel im Naturerfahrungsraum und der Umgang mit Naturelementen soll nicht nur zugänglich, sondern ganzheitlich erfahrbar gemacht werden.

Sich spielerisch in eine vermeintlich gefährliche Situation zu begeben, hat für die Spielenden gleich mehrere Vorteile: Sie lernen, Risiken und den Ausgang von Situationen besser einschätzen zu können, ihre eigenen Grenzen zu erfahren und ganz absichtlich über diese hinauszugehen – ganz im Ermessen der eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Kinder können durch Risky Play nicht nur neue Umgebungen erkunden, auch das Zusammenspiel mit anderen Beteiligten führt zur Stärkung der sozialen Kompetenzen. Dazu gehören im ersten Sinne Kommunikation, Partizipation und der Austausch von Wissensständen. Auch der Wettbewerbsgeist in beispielsweise Fangspielen, Kletterwettstreits, besserem Bauen von Unterschlüpfen und Gegenständen kann dazu verhelfen, Neues auszuprobieren und sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst zu werden.

Letztlich dient Risky Play vor allem zur Prävention vor realen Gefahren und stärkt die Risikokompetenz. Indem das Kind in einem geschützten Rahmen diese ganzen Dinge erforschen und ausprobieren kann, ist es für den weiteren Verlauf des Lebens besser auf tatsächliche Gefahren vorbereitet: Es kann schwierige Situationen besser einschätzen, händeln oder auch durch vorzeitiges Abwägen diese gar nicht erst entstehen lassen.

Die Workshops beinhalteten vier maßgebliche Themengebiete: Reflexion von Mitarbeiter*innen- und Elternängsten und wie Risky Play trotzdem oder gerade deswegen angewandt werden kann, Spielen im Naturerfahrungsraum, das Arbeiten mit Werkzeugen und schließlich, wie Risikokompetenz und Selbstwirksamkeit durch Bewegung gestärkt werden können.

Die norwegische Kindheitspädagogin Ellen Sandseter teilt Risky Play in unterschiedliche Kategorien ein.

Durch kleine Programmunterbrechungen, wie das gemeinsame Mittagessen und einem Kaffee/Tee/Kuchen-Beisammensein nach der Workshop-Phase, kamen die Teilnehmenden ebenfalls ins Gespräch. Durch das Arbeiten in unterschiedlichen Fachbereichen, persönlichen und beruflichen Erfahrungen und individuellen Perspektiven entstand somit ein reger Austausch, der sich auch noch nach Ende des Fachtags weiterzog.  

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